Der reichste Mann von Babylon - Wie man sich ein Vermögen erwirbt

Dieses Buch verspricht, der Schlüssel zu allem was wir begehren zu sein. Es erzählt von den Erfolgsgeheimnissen des Alten Orients für Wohlstand und Glück.

Ich bin im Internet ab und zu auf dieses Buch gestoßen, zum Beispiel über eine Rezension von homooeconomicus.

Unter den vielen begeisterten Rezensionen finden sich einige, die sich über die scheinbare Banalität der Ratschläge mokieren, etwa dass man klug und nicht dumm sein soll und dass es empfehlenswert ist, mindestens zehn Prozent des Einkommens zu sparen. Die Regeln aus dem Buch sind tatsächlich redundant und einfach - viele Erfahrungsberichte von Menschen, die sie tatsächlich anwenden, bestätigen aber auch ihre Wirksamkeit.

Löwentor in Babylon

Löwentor in Babylon. Quelle: twstringer auf Pixabay

Die Kapitel wirken manchmal etwas zusammenhangslos. Die Stadt Babylon und ihre Möglichkeiten zu Erwerb sind sozusagen der rote Faden, der sich durch alle Geschichten zieht. Sie handeln von Menschen in dieser Stadt, denen es gelungen ist, Reichtümer zu erwerben. Dabei hatten sie durchaus mit Widrigkeiten wie Betrügern, Fehlinvestitionen und sogar dem Verkauf in die Sklaverei zu kämpfen.

Die folgenden sieben Methoden zum Gelderwerb sollen als Beispiel für die Formulierung von Selbstverständlichkeiten dienen:

Sieben Methoden, eine leere Geldbörse zu füllen

  • Fang an, sie zu füllen! Arbeite, damit du ein Einkommen hast.
  • Kontrolliere deine Ausgaben.
  • Leg dein Geld an, damit es sich vermehren kann wie die Schafe auf der Weide.
  • Bewahre deine Schätze vor Verlust. Geh kein unnötiges Risiko ein. Sei vor allem vorsichtig dabei, jemandem Geld zu leihen!
  • Investiere in dein eigenes Heim.
  • Sichere dir ein Einkommen für die Zukunft, indem du dein Geld gewinnbringend investierst.
  • Verbessere deine Verdienstmöglichkeiten, zum Beispiel durch Lernen.

Es verhält sich damit wie mit der körperlichen Fitness: Wir wissen, wie man laufen geht, Liegestütze und Situps macht. Aber nur wenn wir diese einfachen Übungen regelmäßig ausführen, bekommen wir eine sehr viel bessere Kondition.

Wir erfahren als Leser von solchen Gesetzen, indem wir von den Vorträgen des sagenhaft reichen Kaufmanns Arkad vor den Babyloniern lesen. Der legendäre König Sargon wunderte sich nämlich, dass aus den gewaltigen Investitionen in Tempel und Bewässerungskanäle praktisch nichts bei den einfachen Leuten ankam. Er bespricht sich deshalb mit seinem Kanzler, und sie beschließen, den reichsten Mann der Stadt Vorträge halten zu lassen, damit alle Lernwilligen erfahren, wie sie ein Vermögen bilden können.

Die Parallelen mit unserer Zeit sind augenfällig: Manche Regierungen bemühen sich, den Bürgern dabei zu helfen, Vermögen aufzubauen. Bestes Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist der Wirtschaftswissenschaftler und Bundeskanzler Ludwig Erhard. Andere Regierungen sind nicht an einer privaten Vermögensbildung interessiert - und auch das hat seine Gründe.

Reichtum und gute Gelegenheiten

Manchmal kann Glück eine Rolle beim Erwerb von Reichtum spielen. Es entsteht aber normalerweise nicht aus einem plötzlichen und zufälligen Gewinn, sondern aus Fleiß und geschäftlichen Fähigkeiten. Vor allem darf man nicht zaudern und soll bei guten Gelegenheiten zugreifen!

Wir lesen dazu die Geschichte eines Mannes, der nachts vor den Stadttoren die Gelegenheit bekommt, die Schafherde eines Händlers zu einem sehr guten Preis zu kaufen, der dringend zu seiner Frau muss, weil diese hohes Fieber hat.

Schafherde

Die redundante Natur der Ratschläge in dem Buch zeigt sich auch in den folgenden fünf Gesetzmäßigkeiten:

Die fünf Gesetzmäßigkeiten des Goldes

  • Es fließt dem zu, der mindestens zehn Prozent seines Einkommens spart.
  • Man soll Geld für sich arbeiten lassen, es also investieren. B- ei diesen Investitionen soll man auf „kluge, erfahrene Männer“ hören.
  • Derjenige verliert sein Geld, der in Geschäfte und Vorhaben investiert, von denen er nichts versteht.
  • Das Gold ist auch verloren, wenn man es in unrealistische Vorhaben steckt oder auf Betrüger und Spekulaten hört.

Erinnert uns das nicht an die Geschichten von Lottogewinnern, die meinen, ihren Gewinn dringend und sofort investieren zu müssen?

Im Buch wird Rodan der Speermacher gebeten, in das Geschäft seines unerfahrenen Schwagers zu investieren. Man soll sich aber nicht die Probleme eines Anderen aufhalsen! Dazu bringt das Buch eine Fabel von einem Esel, der einem Ochsen den Rat gibt, sich krank zu stellen – und daraufhin einen ganzen Tag lang selbst die Arbeit des Ochsen verrichten muss.

Auch der Hinweis auf die Mauern von Babylon darf nicht fehlen. Sie dienen als Metapher dafür, dass wir einen angemessenen Schutz und eine Absicherung brauchen.

Die Geschichte des Kamelhändlers Dabasir soll Mut machen, sich seinen Problemen zu stellen. Dabasir schließt sich Dieben an. Er wird gefangen genommen und landet in der Sklaverei. Die Frau seines Herren verhilft ihm zur Flucht. Er kehrt zurück in seine Heimatstadt und stellt sich seinen Schuldnern. Die Regel lautet: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!

Die Geschichte des Dabasir taucht auf Tontafeln auf, die von einem englischen Archäologen helfen, die eigenen Schulden zurück zu zahlen. Er liest die Geschichte eines Mannes aus dem Alten Orient und erlebt sie sozusagen am Anfang des 20. Jahrhunderts neu.

Aus der Geschichte Babylons

Um 1900 vor Christus war Babylon erstmals Verwaltungszentrum eines Reichs. Unter Hammurapi I. erlebte die Stadt um 1750 vor Christus eine erste Blütezeit. 1600 eroberten die Hethiter die Stadt. im 14. Jahrhundert war sie von den Kassiten beherrscht, blieb jedoch ein geistig-religiöses Zentrum. Um 1100 wurde sie unter Nebukadnezar I. wieder stärker. Danach war sie kurzzeitig von Assyrern besetzt. Um 600 erlebte Babylon eine Blütezeit. In diese Zeit fällt auch das babylonische Exil der Israeliten.

Der Autor: George Samuel Clason (1874 – 1957)

Clason wurde in Louisiana, Missouri geboren. Er studierte an der Universität Nebraska. Er war Teilnehmer des Spanisch-Amerikanischen Krieges und danach Geschäftsmann, verlegte beispielsweise einen Straßenatlas. In der Großen Depression ging sein Geschäft in Konkurs. Clason gab Informationsbroschüren heraus. Einige davon waren Vorläufer seines Bestsellers. Zu seiner Zeit war er bekannt für den Spruch: Pay yourself first!

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